Sommerschnee

21/15 cm, 287 Seiten, 25 € / 44 sfr
ISBN 978-3-85252-963-9
Ersterscheinung 2008

Inhalt

Der „Hirte“ lebt jeden Sommer mit einer kleinen Jungrinderherde auf einer Hochalm im Dachsteingebirge. Zu den Besonderheiten seines sommerlichen Lebens-Refugiums zählt vor allem, dass die Alm zum elterlichen Bergbauernhof gehört und ihm von Kindheit an vertraut ist. Diese Alm ist sehr exponiert inmitten einer spröden Karstlandschaft – laut Waldtomus (anno 1760) in gwändigen öden Gebürg“ – gelegen, abgeschieden von markierten Wanderwegen, fern von Erschließung, nur zu Fuß erreichbar, mit einer äußerst bescheidenen Infrastruktur. Der „Fotograf“ hat den Hirten einige almsommerliche Abschnitte lang mitbegleitet und dessen Almleben aus der Schwarzweiß-Perspektive porträtiert. Ein Experiment, das eine Zeitlang aus dem Alleinsein des Hirten eine Zweisamkeit machte.
„Sommerschnee“ veranschaulicht auf authentische, klare und stille Weise, zeitlos und geheimnisvoll erscheinend, das Leben des Hirten, mit Blicken auf die unmittelbare Umgebung und die labyrinthartige Karstlandschaft, die Bergnatur, das Wetter und vielerlei Almsommer-Tätigkeiten und Begegnungen. „Sommerschnee“ ist das Porträt eines Almlebens in der Art eines szenischen Almsommertagebuches, das Leser und Betrachter mit einer selten gewordenen, vom Tourismus noch unberührt gebliebenen älplerisch-nomadisch, archaisch anmutenden Lebenswelt begegnen lässt.

Peter Gruber

Über den Almsattel geht der Wind, heißt es in den Almliedern.
Tatsächlich ist es aber nicht nur der Wind, der darübergeht, sondern alles und jedes geht und kommt über den Almsattel, über den Rücken, diese Schulter, diese Breitscharte zwischen Höckern und Kogeln – eine Brücke zwischen Tal und Alm.
Mit dem Betreten der Almlandschaft über diesen Almsattel durch die Menschen und durch die Nutztiere verändert sich in dem Refugium vorübergehend alles, einen Sommer lang. Glockenklänge, Rinderrufe, Menschenstimmen vermengen sich mit den Lauten des Wildes, der Vögel und des Windes.
Auch der Hirte geht und kommt stets über den Almsattel, viele Male während des Sommers, wenn er von Talmärschen zurückkehrt oder von der Quelle mit frischem Trinkwasser oder vom Viehnachschauen oder von der Almzaunkontrolle. Stets hält er am Almsattel inne, in der Gewissheit, an jenem Ort anzukommen, der Teil seiner Lebenswelt ist, im Gefühl, hier einen Sommer lang zu Hause zu sein, daheim zu sein.
Ja, es ist nicht nur der Wind, der über den Almsattel geht.

[ aus SOMMERSCHNEE von Peter Gruber ]

Lieber Peter! Gratuliere zu „Sommerschnee“. Beim Lesen fühlte ich, als wäre ich selbst auf der Alm, als würde ich jeden Tag und jede Situation miterleben. Ich war einst als Kind und später beruflich viel am Hochkarst, im Wald, in Höhlen und einfach in der Natur. So habe auch ich die Natur gefühlt – die Kälte, die Nässe, die elementare Gewalt der Gewitter und ab und zu einen wunderschönen Tag. Mir gefällt die Harmonie der Sätze, der Verzicht auf Kitsch und die Distanz aus der ich mit dem Hirten den Almsommer erlebte. Gratuliere auch Kurt Hörbst zu den stimmungsvollen SW-Fotos! Ich freue mich, dieses wunderschöne Buch zu besitzen.

Siegfried Gamsjäger, Gosau / 3. Mai 2011

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Sommerzeit ist Almenzeit, auf den Almen des Dachsteins nicht anders als in den Südtiroler Bergen. Auf die Natur und die Abgeschiedenheit geworfen, zeichnen Peter Gruber (Autor in Wien und Hirte im Dachsteingebirge) und Kurt Hörbst (Fotograf mit Medienprojekten und Lehrtätigkeit) mit viel Unmittelbarkeit und Respekt ein Portrait des Almlebens. Schon der Almauftrieb ist ein Ritual, in das bis zum Himmelszelt alles eingebunden ist, von der frühmorgendlichen Luft und dem Kuckucksruf bis zu den Ängsten und Glückseligkeiten der bloßen Existenz. Auf der Alm sind Haus und Stall und die elektrische Weidesperre zu inspizieren, und der Hirte tut es mit Sorgfalt. Den Sommer über schaut er mit maßvoller Freude auf das Gedeihen seiner Herde und er spürt die Mystik des Almlebens auf, mit Innigkeit, aber ohne Pathos. Immer noch, so der Autor, sei die Alm ein Ort der Sehnsucht, aus der Amor und Pan sich nicht zurückgezogen haben, und wo Jodler mit der Landschaft eins werden. Plätze, Sagen und Legenden sind dieselben geblieben, wenn auch das frühere Almleben mit dem heutigen nicht zu vergleichen ist. Peter Gruber charakterisiert den Hirten als einen Einsiedler, der sich den Dimensionen der Gebirgsnatur öffnet, und als einen Freund der Tiere – für Gruber ist Hirtesein Herzensangelegenheit. „Sommerschnee“ überzeugt durch die Authentizität, die in einer umfassenden archaischen Sinnlichkeit ruht. Mit feinem Gespür zeichnet der Autor ein schlüssiges, intimes Bild, und auch der Leser schmeckt das Leben. Dazu tragen auch die Schwarz-Weiß-Fotos von Kurt Hörbst bei, sie kräftigen die Erdung und viele seiner Momentaufnahmen wirken wie Stillleben. Ein Buch, das leise und liebenswert den Mythos Alm wach hält.

Dolomiten, Tageszeitung in Südtirol / Claudia Theiner / August 2009

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Auszug aus einer Rezension, veröffentlicht im Literaturhaus Wien:[… Eindrucksvoll, wie sich langsam eine große Stille vermittelt, wie man in der Lektüre fast vermeint, das Rauschen in den Ohren zu hören, wenn es ringsum ganz still wird. Eigenartig berührt die Sorge um die kleine Herde – bloß zwölf Jungtiere, denen der Hirte suchend folgt oder vorangeht, die Verantwortung für Leben, in welcher Form immer, die er dabei verspürt, der Umgang mit den Ressourcen – das alles mündet hier in einem Wort: Achtsamkeit … In Bild wie Text werden gleichermaßen Reduktion und Zurücknahme der Person fühlbar, sind Organisches und Vergängliches immerzu präsent. Hörbst belässt manche Bilder fast scheu in Unschärfe. Askese und Kargheit des Karstplateaus werden in ihrer lautlosen Dramatik sichtbar …]

Martin Kubaczek / Literaturhaus Wien / 11. März 2009
Der vollständige Text ist nachzulesen unter: www.literaturhaus.at

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Lieber Hirte, lass Dir in Gedanken ganz fest Deine Schreiberhände drücken. Dein Sommertagebuch ist für mich das beste und berührendste Deiner bisherigen vier großen Werke! Ich habe es auf der Fahrt nach und in Salzburg gelesen und bin Dir gewissermaßen auf Schritt und Tritt gefolgt. Die Schwarzweiß-Fotos dazu sind DIE Ergänzung.

Dipl.-Dolm. Helmfried Knoll, Schriftsteller, Wien / 27. Dezember 2008

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Das Christkind hat mir „Sommerschnee“ gebracht, wenn schon der Winterschnee mehr oder minder auf sich warten lässt. Allerdings hat der „Sommerschnee“ nur zwei Tage Bestand. Nein, nicht in mir, da bleibt der Eindruck, wird verarbeitet, nachgelesen, überlegt, sinniert … Zwei Tage sind eine geringe „Halbwertszeit“, was das Lesen eines Buches betrifft, zumindest für mich. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in letzter Zeit ein Buch in ähnlicher Geschwindigkeit wie ein Schwamm aufgesogen habe. Danke dafür, dass du mir einen Einblick in deine Sommer gibst. Beeindruckend!

Jürgen Bauer, MA, Henndorf am Wallersee / 26. Dezember 2008

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Endlich gibt’s ein Berg- und Almbuch jenseits der wie Schwammerln emporschießenden Hochglanz-Tourismus-Folianten. Da spürt man den inneren Zusammenhang zwischen Text und Bildern: Schwarzweiße Kargheit, Fragmentarisches, Perspektiven und Ausschnitte – keine Kapitelgliederung, keine Seitenzählung – na sowas! Dein protokollartiger Stil gefällt mir sehr, ich glaub, Du hast jetzt „Deine“ Sprache gefunden, die sich doch von jener Deiner Anfänge unterscheidet. Es ist Dir und Herrn Hörbst ein sehr schönes, höchst ungewöhnliches und daher wirklich künstlerisches Werk gelungen. Glückwunsch!

Univ.Prof. Dr. Günter Cerwinka, Graz-Pöllau / 4. Dezember 2008

Sommerschnee from Kurt Hoerbst on Vimeo.